Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Straßenbahn Wagenpark: Zum Redaktionsschluss sind 16 ST 15-Triebwagen in Darmstadt eingetroffen. Tw 22114 kam wie angekündigt in der Nacht 7./8.11. in Darmstadt an, Tw 22115 am 5./6.12. und Tw 22116 am 14./15.12.2023. Alle Fahrzeuge wurden per Bahn angeliefert, auf Tieflader umgesetzt und nach Betriebsschluss in der Frankfurter Straße abgeladen.

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Am 19.12.2023 überquert ST 15-Tw 22102 als Fahrschule die für den Individualverkehr bereits voll gesperrte Rheinstraßenbrücke auf dem Weg nach Griesheim. Wie üblich sind natürlich einzelne Kraftfahrer (wie der im Hintergrund) der Meinung, man könne sich irgendwie durch eine Baustelle durchmogeln. Seit dem 23.12. und noch bis Mitte Januar können auch keine Bahnen die Brücke überqueren. Der Neubau der Brücke wird sich allerdings weiter verzögern.

Nach den Tw 22101 und 102 fuhr Tw 22103 erstmals am 3.11.2023 im Liniendienst. Ende November erfolgte der Einsatz der Fahrzeuge nicht nur zwischen Alsbach und Arheilgen, sondern auch auf den Strecken nach Kranichstein, Griesheim und zum Böllenfalltor. Tw 22105 wurde erstmals zum Fußballverkehr am 1.12.2023 eingesetzt, einige Tage später auch im Linienbetrieb. Mitte Dezember endete der Probebetrieb. Erst am 3.1.2024 war wieder Tw 22105 auf der SL 6/8 unterwegs. Mitte November endete ebenfalls der Einsatz des Museums-Tw 31 auf dem Zusatzkurs der SL 5 wegen eines Fahrzeugdefekts. Ab dem 11.12.2023 und bis zum Beginn der Weihnachtsferien wurde er dann wieder eingesetzt.

Da die Inbetriebnahme der ST 15 nicht so schnell vorangeht wie gewünscht, wurde zwischenzeitlich entschieden, dass ST 12-Tw 9115 nun doch noch einmal eine HU erhalten soll. Bereits seit Mitte November ist Tw 9124 wieder im Einsatz. Damit sind aktuell bis zu sechs Hochflurtriebwagen im Liniendienst.

Haushaltsloch: Wegen drastisch gesunkener Gewerbesteuereinnahmen fehlen im Etat der Stadt Darmstadt rund 100 Mio EUR. Entsprechend wird versucht, überall einzusparen. Auch vor dem ÖPNV wird nicht Halt gemacht. Obwohl die bisherigen Ankündigungen eher vage sind, macht sich die Konstellation aus neuem Oberbürgermeister (SPD) und Verkehrsdezernenten (CDU) bereits bemerkbar. Das neue Nahverkehrskonzept soll um mindestens ein Jahr nach hinten verschoben werden (spart 1,4 Mio EUR). Knapp 1 Mio sollen eingespart werden, indem das Klimaticket entfällt. Neubürger, die ihr Auto abgeschafft haben, bekamen über diese Mittel drei Monate Freifahrt im ÖPNV. Das On-Demand-Angebot Heinerliner, ohnehin nur wirtschaftlich durch Förderung von Bund und Land überlebensfähig, soll mit dem Auslaufen der Förderung Ende 2024 eingestellt werden. Den Haushalt soll das um 0,5 Mio EUR entlasten. Eher kleinere Brocken (je zwischen 100 und 200.000 EUR) sind die Reduzierung des ÖPNV-Vorlaufbetriebs im Neubaugebiet Ludwigshöhviertel, der Verzicht auf WLAN in Bussen und Straßenbahnen und die Aufgabe des durchgehenden Nachtbetriebs auf der Straßenbahn an Wochenendnächten.

Nicht genannt sind allerdings auch diverse Infrastrukturmaßnahmen oder Sparpakete, die der Verkehrsbetrieb quasi in Eigenleistung auflegen soll. Ob dann die im letzten Bericht genannte Erneuerung der Bessunger Strecke (IGEL3) 2025 kommt, wie es mit den geplanten Neubaustrecken aussieht oder der dringend benötigte neue Betriebshof noch weiter nach hinten rückt, steht alles in den Sternen.

Neubaustrecken: Nichts Neues gibt es bislang zur Neubaustrecke durch das Ludwigshöhviertel. Weiterhin steht die Überarbeitung der Planfeststellungsunterlagen aus. Der Magistrat hat zwischenzeitlich den Bebauungsplan für das neue Wohngebiet beschlossen. Dieser klammert aber explizit die Straßenbahntrasse aus. Ansonsten wäre sie damit ohne gesonderte Planfeststellung baufähig.

Über die Anbindung des Stadtteils Wixhausen im Norden wird weiter diskutiert. Eine Bürgerbefragung im Stadtteil soll noch die Wünsche der Einwohner abklären und in den Planungsprozess einfließen lassen.

Die Bürgerveranstaltung zur Neubaustrecke nach Weiterstadt im November brachte ebenfalls keine wesentlich neuen Erkenntnisse. Die Vertreter des beauftragten Ingenieurbüros stellten die unterschiedlichen Varianten mit ihren Vor- und Nachteilen vor und erläuterten die weiteren Schritte der Planung.

Neubau Rheinstraßenbrücke: Im Dezember wurde bekannt, dass der Neubau der maroden Brücke über die Gleise des Hauptbahnhofs nicht so schnell kommt, wie erforderlich. Vordergründig gab die Stadt Darmstadt an, die Verzögerungen seien auf Seiten der Bahn zu suchen, weil sie keine Planungskapazitäten frei habe und derzeit die Sanierung der Riedbahn höhere Priorität genieße. Dass die Stadt selbst ihre Planung nicht rechtzeitig zum Abschluss gebracht hat, wird natürlich nicht erwähnt. Verklausuliert wird seitens der Stadt nun argumentiert, dass man die Zwangspause nutzen wolle, um die Brücke ggf. kostengünstiger erneuern zu können und bringt dazu komplett neue Pläne und Konstruktionen ins Spiel. Diese wurden aber schon mehr oder weniger von Fachleuten als nicht verwirklichbar eingestuft. Man darf daher gespannt, ob und wie die Stadt ihren Zeitplan einhalten will, denn im schlimmsten Fall droht die Totalsperrung der Brücke und damit ein mehrjähriger SEV nach Griesheim. Außerdem könnte eine günstigere Lösung zur Folge haben, dass die Brücke doch nicht so breit wird wie geplant und für die Straßenbahn wieder auf einen eigenen Gleiskörper verzichtet wird. Bei der ÖPNV-ungünstigen Konstellation aus Oberbürgermeister und Verkehrsdezernent wäre dies am Ende nicht verwunderlich.

Brückensperrung/Fahrplanwechsel: Aktuell ist die Brücke wegen Kampfmittelsondierung ohnehin voll gesperrt. Vom 23.12.2023 bis zum 14.1.2024 fahren die SL 4 und 9 nach Griesheim daher im SEV. Dann soll die Brücke wieder für den ÖPNV freigegeben werden. Zum Fahrplanwechsel am 10.12. endeten die Bauvoruntersuchungen in Bessungen, so dass hier wieder Straßenbahnen fahren. Da die Wagensituation weiterhin angespannt ist, bleiben die SL 1 und 10 vorerst eingestellt. Anders als in anderen Städten ist die Personalsituation in Darmstadt aktuell nicht ganz so kritisch. Es gibt nur vereinzelte Ausfälle. Nach Angaben der Heag liegt die Ausfallquote wegen Fahrermangel unter einem Prozent. Für Fahrgäste hingegen ist es im Endeffekt egal, ob der Fahrplan wegen Personal- oder Fahrzeugmangel ausgedünnt ist.

Die SL 2 verkehrt alle 10 Minuten zwischen Hbf. und der Innenstadt (Schloßschleife), alle 20 Minuten weiter zur Lichtwiese. Die SL 3 fährt wieder alle 20 Minuten (Samstag 10, Sonntag 15) zwischen Lichtenbergschule und Hbf., die SL 4 Mo-Fr nur im Früh- und Spätverkehr, Sa alle 10, Sonntag alle 15 zwischen Kranichstein und Hbf., die SL 5 außerhalb der Bedienzeiten der SL 4 alle 10 Minuten Kranichstein-Böllenfalltor, die SL 6 Mo-Sa alle 20 Minuten Alsbach-Arheilgen, die SL 7 alle 20 Minuten Mo-Fr Eberstadt-Lichtenbergschule, die SL 8 Mo-Sa alle 20 Minuten Alsbach bzw. Eberstadt nach Arheilgen, sonntags alle 15 (Alsbach: 30) Minuten. Die SL 9 fährt Mo-Fr nur im Früh- und Spätverkehr vom Böllenfalltor zum Hbf, samstags alle 10, sonntags alle 15 Minuten. Zwischen Schloß und Griesheim fährt alle 10/15 Minuten eine SEV OL 9E.

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Noch wird auch ST 11-Tw 8210 für die Fahrschule eingesetzt, wie hier am 19.12.2023 vor der Kulisse des Weihnachtsmarkts am Schloß.

Im Busbereich gibt es ebenfalls nur kleinere Änderungen. Wie berichtet wurde die OL M eingestellt und dafür hat die OL F einen neuen Laufweg über die Pützerstraße erhalten. Zusätzlich wurden die Fahrten Richtung Messel von der Bezeichnung FU in FM umbenannt.

Fördermittel: Das Land Hessen und der Bund haben im Dezember 11 Mio EUR für die Heag Mobilo bewilligt. Damit sollen insgesamt 13 Baumaßnahmen zur Erhaltung der Infrastruktur gefördert werden. Z. T. sind die Zuschüsse für bereits abgeschlossene Projekte vergeben (wie die Erneuerung der Frankfurter Straße oder das Gleisdreieck an der Alsfelder Straße).

Abbau Fahrkartenautomaten: Mehr als die Hälfte der Fahrkartenautomaten werden in diesem Jahr außer Betrieb genommen, da sie auch nicht mehr modernisiert werden können. Der Betrieb verweist auf die ständig sinkende Zahl verkaufter Tickets an den Automaten, so dass sich deren Erneuerung nicht mehr rentiert. Zur Frage, wie Fahrgäste dann an Haltestellen ohne Automat und ohne Smartphone an Einzelfahrkarten gelangen können, wird vage mit einer "großzügigen Kontrollregelung" geantwortet.

Betrieb: Zu den Fußballspielen am 11.11. und 16.12.2023 wurde ab 13.15 Uhr alle fünf Minuten zwischen Berliner Allee und Böllenfalltor gefahren. Am 1.12. (Freitagsspiel) wurde die SL 2 ab 17.15 Uhr von der Lichtwiese abgezogen und fuhr ersatzweise vom Bahnhof kommend zum Böllenfalltor. Beim Abtransport der Fußballfans nach dem Spiel am 11.11. kam es allerdings am Stadion zu einem größeren Zwischenfall. Ein Fahrgast stürzte auf dem Bahnsteig zwischen Trieb- und Beiwagen einer ankommenden Straßenbahn und wurde schwer verletzt. Zur Rettung des Verletzten musste der Beiwagen abgekuppelt und von der Feuerwehr angehoben werden.

Am 22.12.2023 konnte, nun doch früher als geplant, die Sanierung der Frankfurter Straße abgeschlossen werden. Seit September war die Strecke bereits für die Straßenbahn freigegeben worden, jetzt ist die Straße auch für den Individualverkehr (und damit auch die Weiterstädter Busse) wieder in beiden Richtungen befahrbar. Wie es aber weitergeht, ist offen. Sowohl das weitere Stück der Frankfurter Straße zwischen den Hst. Pallaswiesenstraße und Rhönring ist ebenso sanierungsbedürftig, als auch der Umbau des Gleisdreiecks am Willy-Brandt-Platz steht aus.

Da der 24.12.2023 in diesem Jahr auf einen Sonntag fiel, wurde auf den Straßenbahn- und Buslinien der reguläre Fahrplan gefahren. Am 31.12. galt ebenso der Sonntagsfahrplan, mit durchgehenden Fahrten auf den SL 3, 4, 8 und 9 und den OL 8N, 9E, H, P und PE bis zum nächsten Morgen.

Am 25.12.2023 wurde gegen 7 Uhr im Bereich der Hst. Marienhöhe die Oberleitung durch einen umgefallenen Baum schwer beschädigt. Die Reparaturarbeiten dauerten über 10 Stunden. In der Zwischenzeit wurde zwischen Luisenplatz und Eberstadt im SEV gefahren.


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22.09.2025