Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Personalien: Ab 1.8.2020 wird Bettina Clüsserath neue Geschäftsführerin neben Michael Dirmeier. Sie ist derzeit noch Prokuristin bei der Mainzer Verkehrsgesellschaft und leitet die Abteilung Fahrpersonal&Organisation. Sie wird Nachfolgerin von Matthias Kalbfuss, der altersbedingt bei der Heag ausscheidet.

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Wegen Bauarbeiten fuhr die SL 7/8 an zwei Wochenenden verkürzt bis zum Schloß. Am 16.5.2020 hat ST 14-TW 0781 mit SB 9-Bw 9449 die Wendeschleife um das Schloß verlassen, um in Kürze wieder auf den regulären Linienweg zu gelangen.

Straßenbahn Corona und Fahrplanänderungen: Seit dem 2.6.2020 wird im Straßenbahnbereich wieder nach dem regulären Fahrplan gefahren. Lediglich auf der SL 3 können noch einzelne Zusatzkurse entweder ausfallen oder durch Busse ersetzt werden.

Zeitgleich wurde ein neues Fahrplankonzept mit kleinen Änderungen eingeführt. Dies betrifft vor allem die SL 3 an Schultagen in der HVZ. Sie ist nun am Hbf. mit der SL 2 verknüpft, so daß sie zu diesen Zeiten nicht mehr am Bahnsteig direkt am Haupteingang, sondern gegenüber an der sonst nur als Ausstiegsstelle genutzten Position "Platz 1" abfährt. Zudem gibt es am Spätnachmittag einige Änderungen auf der Griesheimer Strecke. Bisher wurde die letzte Stunde des 7,5-Min-Takts nicht mehr abwechselnd durch die SL 4 und 9, sondern nur mit der SL 9 gefahren. Dies ist nun geändert. Allerdings hat der Tausch auch Auswirkungen auf die SL 5. Zwischen 18.50 und 19.47 Uhr gibt es an Schultagen nun keine Abfahrten der SL 5 am Hbf. mehr und damit eine Stunde keine Direktverbindung nach Kranichstein.

Seit Ende Juni ist auch wieder der Einstieg an der ersten Tür möglich, im Busbereich findet, soweit provisorische Trennscheiben eingebaut wurden, auch wieder Fahrkartenverkauf statt.

Entwurf für ein neues Fahrplankonzept ab etwa 2023: Mitte Juni haben sich Heag, die Stadt Darmstadt und der Landkreis in Form der lokalen Verkehrsgesellschaft Dadina auf ein neues Fahrplankonzept geeinigt, das stufenweise umgesetzt werden soll. Aufgrund gestiegener Einwohner- und Fahrgastzahlen, der Vermeidung drohender Dieselfahrverbote und längeren Schul- und Geschäftszeiten soll das Netz grundlegend reformiert werden, nachdem bislang immer nur punktuelle Verbesserungen in den Fahrplan einflossen und diese meist "kostenneutral" durch die Heag zu erbringen waren.

Das neue Konzept sieht in der Hauptverkehrszeit eine grundsätzliche Umstellung auf 10-Min-Takt (bisher 15) vor, längere Bedienzeiten (30-Min-Takt erst nach 22/23 Uhr) und zusätzliche Linien. Eine Taktverdichtung war auch schon früher angedacht worden, jedoch immer unter der Prämisse einer weitgehend kostenneutralen Umsetzung, was eine Taktausdünnung vor allem am Wochenende bedeutet hätte. Für das neue Konzept hingegen werden ca. 9,15 Mio EUR Mehrkosten (nicht enthalten: Neuverkehr zur Lichtwiese oder die geplante Verlängerung der SL 3) kalkuliert, nach Abzug von zusätzlichen Fahrgeldeinnahmen etwa 7,15 Mio. Diese wollen sich Stadt und Landkreis teilen. Insgesamt würden 36% mehr Fahrplanstunden und 26% mehr Kilometer gefahren. Der Wagenpark muß um zehn Fahrzeuge aufgestockt und etwa 50 neue Fahrer ausgebildet werden.

Gegenüber dem bereits vom Land Hessen im Rahmen des Luftreinhalteplans vorgeschlagenen Konzept ergeben sich einige Änderungen. Grundsätzlich erhalten alle Streckenabschnitte mindestens die bisherige Angebotsdichte, in vielen Fällen gibt es zusätzliche Fahrten. Durch weitere Linien und andere Linienüberlagerungen gibt es mehr Direktverbindungen zwischen den Stadtteilen und zum Hauptbahnhof, im Einzelfall (Kranichstein) bedeutet es jedoch weniger umsteigefreie Verbindungen an den Hbf. als bisher.

Jedoch stellt das Angebotskonzept bislang nur die Hauptverkehrszeit dar. Wenn davon ausgegangen werden kann, daß zu den anderen Zeiten die Ergänzungslinien nicht fahren (als Hauptlinien im Abendverkehr sind spezifiziert SL 3, 4, 8 und 9), könnte Kranichstein abends und an Wochenenden komplett vom Hauptbahnhof abgehängt sein, ebenso wäre der Hbf. nicht mehr über die Rheinstraße per Schiene erreichbar. Umsteiger aus Eberstadt müßten dann grundsätzlich die OL F oder H nutzen.

Im einzelnen:

Damit erhalten die Streckenäste nach Arheilgen, Eberstadt und Kranichstein und Griesheim eine Fahrt pro Stunde mehr (9 statt 8 Bahnen bzw. Eberstadt 11 statt 10), Lichtenbergschule bleibt identisch. Das Böllenfalltor ist nur noch mit 6 statt 8 Fahrten angebunden (dies ist aber der Lichtwiesenbahn und der Verlegung der SL 2 geschuldet und nicht Folge des neuen Konzepts). Eine deutliche Aufwertung erfährt die Bismarckstraße (12 statt bislang 10 Fahrten), zudem werden die Gleisdreiecke an der Berliner Allee und dem Willy-Brandt-Platz künftig auf allen Verbindungskurven genutzt.

Unbeantwortet bleibt derzeit allerdings die Frage, was mit den (städtischen) Buslinien geschieht, die im Regelfall im Grundtakt alle 15 Minuten (OL H: 10) fahren bzw. im Überlandverkehr alle 30.

Das Stadtparlament und der Kreistag müssen dem Vorhaben nach den Sommerferien noch zustimmen.

Neubaustrecke Lichtwiese: Am 15.6.2020 wurden die ersten Gleise der neuen Strecke eingebaut. An der Kreuzung Nieder-Ramstädter-Straße/Lichtwiesenweg begann der Aufbau des künftigen Gleisdreiecks mit den ersten beiden Weichen und einer Kreuzung im Lichtwiesenweg. Bis zum Redaktionsschluß wurden die Gleise einbetoniert und die Asphaltdecke aufgebracht.

Mit Beginn der Sommerferien am 4.7.2020 erfolgt der Abbruch und Neubau der Hst. Hochschulstadion stadteinwärts und der Einbau der Weichen und Bögen an der Bestandsstrecke zum Böllenfalltor. Bis zum 16.8. wird die SL 9 daher zwischen Böllenfalltor und Schloß im SEV gefahren. Wegen der Engstelle und Einbahnstraßenregelung im Bereich der Baustelle fährt die OL 9E als Ringlinie. Stadtauswärts folgt sie vom Luisenplatz der SL 9 bis zum Böllenfalltor, stadteinwärts erfolgt eine Umleitung über die Klappacher Straße mit Halten an den Hst. Marienhospital und Klappacher Straße der OL R, danach folgen zwei Hst. Edith-Stein-Schule und Freiberger Platz. Ab der Hst. Goethestraße folgt die OL 9E der SL 3 bis zum Luisenplatz und wendet dort. Die SL 9 fährt nur zwischen Griesheim und der Schloßschleife.

Da der Btf. Böllenfalltor durch die Bauarbeiten vom Netz abgetrennt wird, müssen alle benötigten Straßenbahnen in den Btf. Frankenstein ausgelagert werden, vsl. ein Reservezug wird im Museumsdepot Kranichstein abgestellt.

Planung Ostkreis: Am 22.5.2020 hat der Kreistag der Gründung einer Planungsgesellschaft zugestimmt. Sie soll bei der Heag angesiedelt werden und (wieder einmal) eine Straßenbahnstrecke von Darmstadt über Roßdorf nach Groß-Zimmern entwickeln. Unter den aktuellen Bedingungen ist der Streckenbau nicht wirtschaftlich darstellbar (NKU-Faktor unter 1). Dies liegt u. a. daran, daß der Busverkehr in den Ostkreis im Vergleich zu anderen Relationen bereits sehr gut ausgebaut ist und eine Straßenbahn daher nicht mehr die notwendigen Fahrgaststeigerungen erreicht. Sollte der Bund jedoch die NKU-Bewertungskriterien ändern, haben Stadt und Landkreis dann aber bereits eine Planung in der Hinterhand, so daß möglichst wenig Zeitverzug entsteht. Für diese ersten Planungsphasen sind etwa 5 Mio EUR veranschlagt; das Gesamtprojekt würde nach aktuellem Stand etwa 125 Mio EUR kosten. Darüber hinaus soll die Gesellschaft ggf. auch weitere Straßenbahnprojekte im Landkreis (z. B. Strecke nach Weiterstadt) betreuen.

Neuer Betriebshof/Neubaustrecke Wixhausen: Wie zu erwarten, haben bereits erste Bürger "Bedenken" gegen einen neuen Betriebshof auf der grünen Wiese zwischen Arheilgen und Wixhausen geäußert, der im Zusammenhang mit einer möglichen Streckenverlängerung der SL 6-8 in den Norden entstehen könnte. Auf diese Argumentationsschiene ist nun auch die Arheilger CDU aufgesprungen und stellt sich damit gegen die eigene Partei im Stadtparlament. Man verweist auf andere, "sinnvolle" Areale innerhalb des Stadtgebiets, ohne jedoch deren tatsächliche Nutzbarkeit in irgendeiner Form geprüft zu haben. So ist z. B. ein von dem Ortsverband vorgeschlagener Standort in der Waldkolonie westlich des Hauptbahnhofs durch die Heag bereits geprüft und als zu klein verworfen worden.

Betrieb: Im Bereich Mathildenplatz zwischen Luisenplatz und Willy-Brandt-Platz wurde abschnittsweise das Pflaster durch Asphalt ersetzt. Die Arbeiten erfolgten an den Wochenenden 16./17.5. und 20./21.6.2020. Die SL 3 fuhr von der Lichtenbergschule kommend ab Luisenplatz über die Rheinstraße zum Bahnhof, die SL 5 wurde von Kranichstein ab Willy-Brandt-Platz über die Bismarckstraße zum Hbf. geführt. Die SL 7/8 endete aus Eberstadt kommend in der Schloßschleife, zwischen Luisenplatz und Arheilgen fuhren Busse.

Bus Neufahrzeuge: Im Juni trafen sechs eCitaro-Standardbusse ein. Nach den an den Hersteller Sileo zurückgegebenen Fahrzeugen, die nie in den Fahrgastbetrieb gingen, sind die Wagen damit die ersten Batteriebusse für Darmstadt. Sie werden vsl. die Wagennummern 327-332 erhalten und nach der Fahrerschulung im Juli in Betrieb gehen. Erste Einsätze werden vsl. auf der OL L erfolgen, da deren tägliche Fahrleistung in etwa der vom Hersteller angegebenen Batteriereichweite von 170 km entspricht.

Ebenfalls wurden acht MAN Lions City-Gelenkbusse mit den Nummern 407-414 in Betrieb genommen. Da sie wieder vier Einstiegstüren haben, werden sie vorrangig auf der stark belasteten OL H eingesetzt.


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20.03.2022