Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Straßenbahn Wagenpark: Im April erhielten ST 13-Tw 9858 und SB 9-Bw 9438 eine Vollwerbung für den örtlichen Energieversorger Entega analog Tw 0776 und Bw 9439. Als kleines Zeichen der Solidarität fährt ST 14-Tw 0791 (der auf Namen der Partnerstadt Uzhgorod getauft ist) mit der Flagge der Ukraine.

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Die Eröffnung der Lichtwiesenstrecke erfolgte praktisch ohne Feierlichkeiten und quasi unbemerkt von der Öffentlichkeit. Am 25.4.2022 hat um 5.21 Uhr ST 14-Tw 0777 als erstes Linienfahrzeug die Endstation erreicht und fährt zwei Minuten später wieder Richtung Hbf zurück.

Neubaustrecke Lichtwiese: Nach der Erstbefahrung der Strecke am 19.1.2022 und der Aufnahme der Fahrerschulungsfahrten im Februar wurden nach und nach die noch fehlenden Anlagenteile (Signale, Weichensteuerung) ergänzt. Die begleitenden Baumaßnahmen sind auch Anfang Mai noch nicht abgeschlos¬sen. Ein kurzes Stück im Bereich der eingleisigen Strecke ist für Fußgänger noch nicht wieder passierbar und auch im folgenden Bereich stadteinwärts versperren noch Bauzäune die "Freie Sicht" auf die Strecke.

Die Weichensteuerung für den eingleisigen Abschnitt und die Einfahrt in die beiden Schleifengleise erfolgt automatisch, es gibt keine (elektrische) Stelleinrichtung für die Fahrer. Als Vorzugslage ist das innere Schleifengleis definiert. Nach Einfahrt einer Bahn stellt sich davorliegende Weiche automatisch auf das zweite Gleis um. Zusätzlich ist eine Anzeigetafel mit dem Belegungszustand der beiden Gleise angebracht. Kurz nach Eröffnung wurde das äußere Schleifengleis für das Befahren gesperrt, da (dem Vernehmen nach) hier ein Mast mit zu geringem Sicherheitsraum für den Aufenthalt von Personen am Gleis steht und dieser Gefahrenpunkt noch nicht (ausreichend) abmarkiert ist.

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Sechs Stunden später herrscht an der Lichtwiese mehr Betrieb. Links steht mit ST 13-Tw 9862 der nächste Linienzug bereit, auf dem Überholgleis der immerhin mit einem Blumenstrauß geschmückte Sonderzug Tw 9871+Bw 9452, der die geladenen Gäste vom Schloß hierher befördert hat. Im Festzelt im Hintergrund haben gerade die Ansprachen begonnen.

Obwohl in allen Planungsunterlagen noch als Kletterhalle bezeichnet, ging die einzige Zwischenhaltestelle nun mit dem Namen Hochschulstadion in Betrieb. Die bisherige Hst. Hochschulstadion in der Nieder-Ramstädter-Straße heißt wieder Jahnstraße. Auch in der zweiten Betriebswoche waren diese Änderungen noch nicht in alle Auskunftssysteme eingepflegt, was zur Folge hatte, dass die Bahnen in der Auskunft nur die Hst. Lichtwiese, Hochschulstadion und anschließend Herdweg, aber nicht die Jahnstraße bedienten und zudem bei allen Fahrten am Hochschulstadion "Halt entfällt" zu lesen war.

Wie im letzten Bericht angekündigt, startete der Betrieb am 25.4.2022. Feierlichkeiten für die Öffentlichkeit oder Schnupperfahrten gab es nicht. Unspektakulär erreichte um 5.21 Uhr mit ST 14-Tw 0777 die erste Linienfahrt die neue Endstation. Um 11 Uhr startete am Schloss mit ST 13-Tw 9871 und SB 9-Bw 9452 die Eröffnungsfahrt für geladene Gäste, darunter der hessische Verkehrsminister Al-Wazir. Direkt hinter dem Streckenabzweig an der Jahnstraße wurde kurz gestoppt und durch den Kanzler der TU Darmstadt Efinger, dem Heag Mobilo-Geschäftsführer Dirmeier, Minister Al-Wazir, Oberbürgermeister Partsch und Mobilitätsdezernent Kolmer das obligatorische Band durchschnitten. Anschließend fanden in einem Zelt an der Lichtwiese die üblichen Festreden statt.

Die Strecke wird seitdem nur Mo-Fr zwischen 5.20 und 21 Uhr von der SL 2 befahren, ab Betriebsbeginn mit den ersten Fahrten in einem Stolpertakt 10/20, zwischen ca. 6 und 20.20 Uhr durchgehend im 10-Min-Takt und danach noch zwei Einzelfahrten im 15-Min-Abstand. Ab ca. 21 bis 1 Uhr, sowie an Samstagen und Sonntagen ganztägig alle 15 bzw. im Früh-/Spätverkehr alle 30 Minuten gibt es ebenfalls als SL 2 Kurzfahrten zwischen Schloßschleife und Hauptbahnhof, um den baustellenbedingten Ausfall der SL 5 zu kompensieren. Zu den vielen Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten des Fahrplanwechsels (siehe unten) gehört auch, dass die Ein- und Ausrückfahrten aus der Stadt zum Btf. Böllenfalltor weiterhin als SL 2 (statt sinnvollerweise als SL 9) geschildert werden, obwohl sie nicht zur Lichtwiese fahren.

Zusätzlich zum Planbetrieb gibt es einige wenige Zusatzfahrten zur Lichtwiese, darunter auch eine Fahrt der SL 9 aus Griesheim kommend. Das Gleisdreieck an der Jahnstraße wird in der Relation Lichtwiese-Böllenfalltor nur von einer Linienfahrt bedient und zwar um 7.54 Uhr ab Lichtwiese. In der Gegenrichtung finden keine Fahrten über diesen Schenkel des Dreiecks statt.

Verlängerung der SL 3: Bei einer Online-Veranstaltung am 8.3.2022 haben Heag und Stadt Darmstadt über den aktuellen Planungsstand zur Durchbindung der SL 3 ab Lichtenbergschule an die Eberstädter Strecke informiert. Straßenbahnseitig ergeben sich kaum Neuerungen, es bleibt bei einer zweigleisigen Wendeschleife an der Lichtenbergschule und einem Gleisdreieck an der Hst. Marienhöhe. Im Sommer soll die Stadtverordnetenversammlung den Bau der Strecke beschließen. Danach würde das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Mit einem Baubeginn ist daher frühestens Mitte 2024 zu rechnen.

Fahrplanwechsel: Im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der Lichtwiesenstrecke fand am 25.4.2022 ein Fahrplanwechsel statt, der neben der Neubaustrecke die Baumaßnahme Frankfurter Straße berücksichtigt und bereits die ersten Vorboten des neuen Fahrplankonzepts zeigt. Nachdem im Dezember nur die Teilhefte D-F (hauptsächlich Landkreis) des gedruckten Fahrplans herausgegeben wurden, folgten jetzt auch die Teile A-C. Sie waren aber praktisch sofort veraltet bzw. fehlerhaft. So wies die Tabelle der SL 4 noch die Zuführungsfahrten für die Kranichsteiner bzw. Arheilger Strecke aus, obwohl die Fahrten durch die Baustelle Frankfurter Straße nicht für Fahrgäste freigegeben sind.

Ein weiteres großes Problem stellt nach wie vor die Fahrzeugverfügbarkeit dar. Da Stadt und Landkreis immer mehr Leistungen auf der Straßenbahn bestellen (wochenends fahren die meisten Linien inzwischen rund um die Uhr), sind immer weniger Wartungsfenster vorhanden. Zusätzlich sind durch Zulieferprobleme von Ersatzteilen mehrere Bahnen über das übliche Maß hinaus nicht einsatzfähig. Um sich hier etwas Luft zu verschaffen, ist u. a. der Fahrplan der SL 1 (Eberstadt-Hbf.) eingekürzt worden. Statt dem bisherigen durchgehenden 30-Min-Takt Mo-Fr gibt es nun eine Bedienungslücke zwischen 9 und 13.30 Uhr.

Ebenfalls nachteilig stellt sich die Situation auf der Achse Bahnhof-Innenstadt dar. Statt bislang 16 Straßenbahnen in der HVZ fahren nun nur noch 12 Fahrten (je sechs Fahrten SL 2 und 3), die zudem allesamt wegen der Linienverknüpfung 2/3 ohne Beiwagen gefahren werden müssen. Entsprechend überfüllt sind einige Bahnen, insbesondere nach Ankunft der Züge zu den Taktknoten.

Der aktuelle Fahrzeugbedarf (ohne Einsatzfahrten) beträgt in der HVZ 36 Fahrzeuge, bei insgesamt 48 vorhandenen Trieb- und 30 Beiwagen.

Im einzelnen (alle Betriebszeiten sind ca.-Angaben):

Wie schon oben angedeutet, enthält der Fahrplan diverse Ungereimtheiten. Neben rein schlechter Fahrgastinformation (z. B. der Verwendung der SL 2 für Fahrten zum Böllenfalltor, nicht freigegebene Fahrten durch das Baustellengleis, einige Fahrten der SL 9 enden nach Papier in Griesheim an der Kantstraße statt an der Wagenhalle etc.) gibt es auch planerische Mängel. Wie schon in den letzten Ausgaben vermutet, hat es das Unternehmen mit dem Entfall der SL 2 am Böllenfalltor geschafft, dort beim 10-Min-Takt der SL 9 den Anschluß an die OL N und R in jeweils einer Richtung auf die maximal möglichen neun Minuten zu "optimieren". Für die OL NE wird in der gedruckte Fahrplantabelle sogar vorgeschlagen, am Böllenfalltor zwischen Straßenbahn und Bus 12 Minuten zu warten. Und wer derzeit von Arheilgen Richtung Eberstadt/Alsbach möchte, muß baustellenbedingt zwischen Nordbad und der Innenstadt mit dem Bus fahren. So weit, so gut. Warum aber an Wochenenden der SEV-Bus exakt zu dem Zeitpunkt am Luisenplatz eintrifft, wenn gerade die weiterführende SL 8 Richtung Eberstadt abfährt und man daher dort fahrgastfreundliche 15 Minuten auf die Weiterreise warten darf, wissen nur die Planer des Verkehrsbetriebs. Ob man damit Autofahrer zum Umsteigen bewegen und neue Kunden gewinnen kann, möge sich jeder selbst überlegen.

Baustelle Frankfurter Straße: Zu Beginn der Osterferien am 9.4.2022 endete der Straßenbahnbetrieb zwischen Innenstadt und Arheilgen bzw. Kranichstein. Die erste Bauphase in den Ferien wurde u. a. dazu genutzt, nördlich der Hst. Willy-Brandt-Platz bzw. südlich der Hst. Pallaswiesenstraße zwei Bauweichen einzusetzen. Damit können während der eigentlichen Baumaßnahme (mit wenigen Ausnahmen) die Bahnen für den Inselbetrieb Arheilgen–Kranichstein täglich in den Tagesrandlagen eingleisig durch die Baustelle zugeführt werden. Aktuell wird dieser eingleisige Betrieb auf dem stadteinwärtigen Gleis abgewickelt.

Die SL 3 fuhr von der Lichtenbergschule zum Hbf abweichend über die Rheinstraße. Die SL 6 und 8 wurden von Eberstadt kommend ab Willy-Brandt-Platz zum Hbf über Bismarckstraße umgeleitet. Die (alte) SL 7 fuhr von Eberstadt zum Schloß. Zwischen Luisenplatz und Arheilgen fuhr eine SEV-Linie 7E/8E, sowie zwischen Luisenplatz und Kranichstein die OL 5E, ohne Halt zwischen Meßplatz und Schloß.

Ab dem 25.4.2022 startete der Straßenbahnbetrieb in den nördlichen Stadtteilen wieder neu. Die SL 4 pendelt hier mit vier Kursen zwischen Arheilgen und Kranichstein über das neue Gleisdreieck an der Alsfelder Straße im 15-Min-Takt. Ab Meßplatz bzw. Nordbad verkehren eine OL 4E mit Halt an allen Zwischenhaltestellen und eine OL 5E nur mit Halt am Schloß zum Luisenplatz, jeweils im 7,5-Min-Takt. Zusätzlich verkehrt nach Kranichstein die OL H wieder alle 10 Min durchgehend durch das Martinsviertel (bislang zwischen Schwarzer Weg und Kranichstein nur alle 20 Min). Die noch im Winter durch die Stadtverordneten beschlossene temporäre Verlängerung der OL L ab Heinheimer Straße zum Nordbad wurde hingegen verworfen.

Anders als in den gedruckten Fahrplänen angegeben, ist die Mitfahrt in den Überführungsfahrten der SL 4 nicht möglich, sie fahren leer durch den Baustellenbereich. Wer die Bahnen dort auf der Strecke fotografieren möchte: Sie sind eher zu unfotogenen Zeiten unterwegs, nämlich ab Willy-Brandt-Platz nordwärts Mo-Sa 3.29, 3.34, 4.49 und 4.51 Uhr, So 3.29, 3.34, 8.49 und 8.51 Uhr. Die Rückfahrten erfolgen um 23.15, 23.20, 1.25 und 1.30 Uhr, an Wochenenden die beiden letzten Fahrten erst um 3.55 bzw. 4 Uhr. Die Baumaßnahme soll bis in den Herbst 2023 andauern.

Museumsumzug: Wie bereits berichtet, müssen die Museumswagen den Btf. Kranichstein vorübergehend verlassen, da hier ab Herbst die Inbetriebnahme der Neufahrzeuge erfolgen soll. Dazu sind noch Umbauten im Depot notwendig, die im Mai beginnen. Das Ersatzdomizil für die Museumswagen in der Marburger Straße gegenüber dem Meßplatz war aber bis dahin noch nicht bezugsfertig. Daher wurden die Museumswagen am 2.4.2022 mit mehreren Schleppfahrten in die Btf. Frankenstein bzw. Btf. Böllenfalltor verbracht, wo sie nun vorerst abgestellt sind. Nach Ende der Vorarbeiten in der Marburger Straße werden sie dann per Tieflader in die neue Halle gebracht.

Betrieb: Wegen coronabedingt hohem Krankenstand wurde vom 16.3. bis 8.4.2022 nur nach dem Ferienfahrplan gefahren, der danach bis zum 24.4. wegen Osterferien ohnehin galt.

Am Nachmittag des 26.3.2022 kollidierte ein Falschabbieger am Kirschberg in Griesheim mit dem stadtauswärts fahrenden ST 12-Tw 9123 auf der SL 9. Das Auto wurde dabei zwischen Straßenbahn und Ampelmast eingekeilt. Tw 9123 konnte aus eigener Kraft weiterfahren, ist aber seitdem zur Unfallbeseitigung abgestellt. Damit ist die gesamte Fahrzeugverfügbarkeit weiter gesunken.

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Auf der neuen SL 7 zwischen Eberstadt und der Lichtenbergschule kommt auf dem morgendlichen Schulkurs bislang regelmäßig ST 7-Tw 25 zum Einsatz. Am 2.5.2022 ist er auf dem Rückweg von der Lichtenbergschule in Bessungen unterwegs und verläßt gerade den eingleisigen Abschnitt an der Weinbergstraße.

Bus Fahrplanwechsel: Mit Inbetriebnahme der Lichtwiesenbahn wurde das innerstädtische Busnetz teilweise neu geordnet. Die OL H fährt jetzt wieder mit allen Fahrten nach Kranichstein/Kesselhutweg, die bisherige abwechselnde Fahrt zum Alfred-Messel-Weg ist entfallen. Die OL K fährt von der Kleyerstraße (in der HVZ neu ab Anne-Frank-Straße, zugleich auch Endstation der OL H in der Heimstättensiedlung) ab Schloß nicht mehr zur Lichtwiese, sondern parallel zur OL H weiter durchs Martinsviertel bis zum Schwarzen Weg und ab dort zum Alfred-Messel-Weg. Die HVZ-Verstärker OL KU (Durchbindung der Weiterstädter Busse ab Schloß zur Lichtwiese) entfällt. Die OL L kehrt quasi auf ihren alten Linienweg Heinheimer Straße–TU-Lichtwiese zurück, fährt jedoch zwischen Schloß und Roßdörfer Platz über den Mercksplatz.


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12.04.2023