Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Straßenbahn Wagenpark: Im Januar wurde bei ST 13-Tw 9858 die Prime Selfstorage- und bei Tw 9869 die Selgros-Vollwerbung gelöscht.

Ende Januar wurde die zweite Ausschreibungsrunde zur Lieferung von 14 Niederflurtriebwagen gestartet. Damit sollen die 10 verbliebenen Hochflur-Tw ST 12 ersetzt werden und der Wagenpark um vier weitere Tw auf dann 52 aufgestockt werden. Darüber hinaus beinhaltet die Ausschreibung eine Option über weitere 30 Fahrzeuge, die in zwei Tranchen (10+20) abgerufen werden können. Damit übersteigt die Zahl der Optionsfahrzeuge interessanterweise die Stückzahlen der eigentlichen Lieferung. Der Fahrzeugmehrbedarf der ersten Lieferung (Einsatz der ersten vier Fahrzeuge ab 12/2021 gefordert) wird mit Verweis auf die gestiegenen Fahrgastzahlen und die Neubaustrecke zur Lichtwiese begründet. Für die Auslösung der ersten Option werden angestrebte Taktverdichtungen und weitere Neubaustrecken (siehe auch weiter unten) angegeben. Die zweite Option wiederum soll ab etwa 2025 bestellt werden, da perspektivisch ab 2028 die ersten Niederflur-Tw der Serie ST 13 von 1998 ersetzt werden sollen.

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Wie schon im letzten Bericht erwähnt, soll die Hst. Ludwigshöhstraße der SL 3 im nächsten Jahr umgebaut werden. Weder entspricht der stadteinwärtige Bahnsteig den heutigen Anforderungen, noch ist seine Lage innerhalb des eingleisigen Abschnitts ideal. Wo am 24.2.2019 noch ST 13-Tw 9865 Richtung Lichtenbergschule unterwegs ist, soll dann die neue Haltestelle in beide Richtungen entstehen und der eingleisige Abschnitt bereits in Höhe der Kreuzung im Hintergrund enden.

Gegenüber der ersten Ausschreibung wurden die Eckdaten verändert. Glücklicherweise nicht mehr gewünscht ist ein Multigelenkfahrzeug. Hier hat sich nun der Verkehrsbetrieb vermutlich gegenüber den Begehrlichkeiten der Politik durchsetzen können. Gefordert sind drei angetriebene Drehgestelle, bei fünf oder sechs Gesamtfahrwerken. Der minimale Niederfluranteil beträgt nun nur noch 70 und nicht mehr 80%. Die Wagenlänge soll maximal 43 Meter (Breite 2,40 wie bisher) betragen. Der Fahrgastwechsel soll über mindestens vier Doppeltüren erfolgen, am Heck kann eine weitere Einzeltür angeordnet sein.

Neubaustrecke zur Lichtwiese: Mitte Februar haben die Vorarbeiten für die Strecke zwischen Hochschulstadion und Lichtwiese begonnen. Entlang der Trasse wurden die ersten Bäume gefällt. Wie zu erwarten, wurden die Arbeiten von den Gegnern der Strecke medial ausgeschlachtet (und gleich Proteste gegen die Verlängerung der SL 3 angekündigt), ansonsten gingen die Maßnahmen aber geräuschlos über die Bühne. Die eigentlichen Bauarbeiten werden vsl. im Juli starten.

Weitere Bauprojekte und Angebotsänderungen: Im Dezember ist es der Stadt (bzw. dem Land Hessen als Beklagte) als erster in Deutschland gelungen, ein großflächiges Dieselfahrverbot aufgrund der Feinstaubbelastung zu vermeiden. Die klagenden Umweltverbände ließen sich auf einen Vergleich ein, der ein umfangreiches Maßnahmenpaket seitens des Landes und der Stadt vorsehen. Das Land hat hierzu einen Luftreinhalteplan entworfen, der aber noch beschlossen werden muß. Neben diversen Maßnahmen im Straßenbereich, der Schaffung eines geschlossenen Radverkehrsnetzes im Stadtgebiet sind auch verschiedene Projekte im ÖPNV-Bereich genannt. Im wesentlichen möchte man die Attraktivität des Nahverkehrs durch Taktverdichtung (z. B. bei der OL H von 15 auf 10-Min-Takt, bereits seit letztem Jahr umgesetzt), sowohl im Tagesverkehr als auch in den Schwachverkehrszeiten und Ausweitung der Betriebszeiten bis 1 Uhr bzw. 2 Uhr steigern. Dies setzt im Straßenbahnbereich aber eine deutliche Aufstockung des Wagenparks (siehe oben) voraus und ist perspektivisch daher teilweise erst ab 2024 umsetzbar. Konkret nennt der Luftreinhalteplan diese Maßnahmen:

  • Ausbau des Netzes mit einer Verlängerung der SL 3 über die Lichtenbergschule hinaus, Verlängerung der SL 4/9 in Griesheim und Anschluß von Weiterstadt. (Auch hier wäre dann zu fragen, ob das Land seine Ideen mit den Nachbargemeinden abgestimmt hat. Die Anbindung Weiterstadts ist ebenfalls längst überfällig, aber die Stadt Weiterstadt ist bislang wenig willig, innerhalb ihres Stadtgebiets eine sinnvolle Streckenführung zu planen und gegenüber ihren Einwohnern auch zu vertreten. Mit keinem Wort erwähnt wird auch die dringend erforderliche Anbindung des Ostkreises an das Schienennetz, an der letztlich bald ein halbes Jahrhundert geplant wird, aber außer Fahrplantricksereien im Busbereich nichts geschieht.)
  • Änderung der RMV-Tarifstruktur innerhalb Darmstadts. So soll es ab 2020 nur noch einen Stadttarif statt der Teilfahrpreisstufen in den Vororten geben. Da dies aber erlösneutral sein soll, wird es innerhalb der Kernstadt zu einer vermutlich deutlichen Fahrpreisanhebung kommen, was den Sinn des Luftreinhalteplans, mehr Fahrgäste vom IV auf den ÖPNV zu lenken, konterkariert.
  • Beschleunigung des ÖPNV an Signalanlagen. (Wobei hier dann auffällig ist, daß es gerade die Stadt Darmstadt ist, die in den letzten Jahren bislang funktionierende Vorrangschaltungen deutlich zurückgefahren hat.)
  • Von den rein betrieblichen Maßnahmen abgesehen ist die Verlängerung der SL 3 derzeit innerstädtisch die einzige Netzerweiterung deren Verwirklichung realistisch erscheint. Die Stadt plant hier derzeit zwei Varianten. Die kürzere Variante sieht nur den Weiterbau ab der Lichtenbergschule um eine oder zwei Haltestellen in die ehemalige amerikanische Kaserne hinein vor, die längere Variante eine daran anschließende Linienführung "den Berg hinunter" bis zur vorhandenen Eberstädter Strecke. Im Bereich der Hst. Marienhöhe soll dann eine Wendeschleife und Verknüpfung mit dem Bestand entstehen. Letztgenannte Version hätte über die reine Erschließung des Kasernengeländes auch eine wesentliche Netzwirkung wegen zusätzlicher Kapazitäten und Umleitungsmöglichkeiten Richtung Eberstadt. Für beide Versionen wird das Ergebnis der Nutzen-Kosten-Untersuchung Ende kommenden Jahres erwartet. Bau und Inbetriebnahme wären nicht vor 2024 denkbar.

    Betrieb:Wegen akutem Wagenmangel und unzureichender Werkstattkapazitäten hat die Heag am 22.1.2019 die SL 1 (zwei Kurse) vorerst komplett eingestellt, nachdem es im vergangenen Herbst bereits zu vereinzelten Ausfällen kam. Mit Beginn der Osterferien am 15.4. soll die SL 1 wieder in Betrieb gehen.

    Am 8.2.2019 hat ein Baustellenfahrzeug im Bereich der Hst. Eschollbrücker Straße gegen 13 Uhr die Fahrleitung heruntergerissen. Die Reparatur dauerte bis gegen 15.30 Uhr. Zwischen der Innenstadt und Eberstadt entfielen daher die SL 6 und 7 und wurden durch Busse und Taxen ersetzt.


    Arbeitsgemeinschaft Historische HEAG-Fahrzeuge e. V.

    Betrieb 2019: Der Dampfzug Feuriger Elias wird im Frühjahr wie jedes Jahr an allen Sonn- und Feiertagen vom 9.6. bis 23.6.2019 im Zweistundentakt zwischen Eberstadt und Alsbach pendeln. Die Sommersaison zwischen Schloß und Griesheim ist vom 1.9. bis 29.9. an Sonntagen geplant, wobei möglicherweise der letzte Termin wegen geplanter Gleisbauarbeiten entfallen muß.

    Sonderfahrten: Zu den Bahnwelttagen des Eisenbahnmuseums Kranichstein sind am 30.5., 1. und 2.6.2019 Fahrten zu den Tarifen des Museums geplant. Am 30.5. wird vsl. der Dampfzug zwischen Kranichstein und Schloß pendeln, am 1. und 2.6. Straßenbahnen (ST 7 und ST 3) zwischen Kranichstein und Hbf. Am 30.5. ist auch zeitgleich die Öffnung des Depots Kranichstein zur Besichtigung vorgesehen.


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    18.03.2022