Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Auflösung Mobitram: Die beiden Tochtergesellschaften Heag Mobitram GmbH&Co KG und Heag Mobitram Verwaltungs-GmbH existieren nicht mehr. Nach dem Verschmelzungsvertrag vom Juli vergangenen Jahres führt die Geschäfte nun ausschließlich die Heag Mobilo. Der Leistungen im Busbereich hingegen werden weiterhin von der Tochter Heag Mobibus erbracht.

Kostenfreies WLAN: Derzeit werden alle Busse und Straßenbahnen mit Routern ausgestattet, die damit ein kostenloses Surfen im Internet ermöglichen sollen.

Sondertarif: An den vier Adventssamstagen vor Weihnachten 2019 galt eine in Darmstadt und dem Landkreis gelöste Tageskarte (RMV-Tarifgebiete 39, 40 und 41) automatisch als Gruppentageskarte für bis zu fünf Personen.

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Am 31.12.2019 ist ST 14-Tw 0789 mit SB 9-Bw 9436 am Hochschulstadion unterwegs in Richtung Böllenfalltor. Im Sommer wird sich das Aussehen des Areals deutlich verändern, wenn nach rechts abzweigend das neue Gleisdreieck zur Anbindung der Lichtwiesenbahn entsteht und die im Hintergrund sichtbare Haltestelle weiter stadteinwärts verschoben wird.

Fahrplanwechsel: Zum Winterfahrplan ergeben sich im Stadtverkehr fast keine Änderungen. Die zunächst nur probeweise Verknüpfung der OL F und U bleibt dauerhaft erhalten (Bezeichnung der über das Oberwaldhaus hinausgehenden Fahrten: FU). Die erst letztes Jahr eingeführten Zusatzfahrten auf der OL 40 zur Zentrale des Alnatura-Konzerns im Südwesten Darmstadts zu einer gesonderten Hst. Mahatma-Gandhi-Straße sind entfallen und in den normalen Fahrten der OL 40 aufgegangen.

Erstmals wurde kein vollständiges Fahrplanheft (RMV-Bereich 12) mehr gedruckt. Ersatzweise wurden sechs (12A-12F) kostenlose Teilhefte erstellt. Die Auswahl der Linien in den jeweiligen Heften folgt jedoch keiner erkennbaren Logik. So enthält das Heft 12A ("Bereich Darmstadt") beispielsweise keine Buslinien in den Darmstädter Vororten oder die o. g. OL 40, die zwar eine Überlandlinie ist, aber im 30-Min-Takt durch die Darmstädter Kernstadt fährt fehlt ebenfalls. Komplett außen vor ist auch die Achse zum Ostbahnhof. Mit der Einstellung der innerstädtischen OL L in diesem Abschnitt fahren hier nur noch Regionalbusse. Hier muß dann jeweils auf eines der anderen Hefte zurückgegriffen werden.

Weihnachten und Neujahr: Am 24.12.2019 wurde durchgehend nach dem Samstagsfahrplan gefahren, ebenso am 31.12.2019. Darüber hinaus wurde auf den SL 5, 7/8, 9 und den OL H, P und 8N durchgehend im 30-Minuten-Takt bis zum Betriebsbeginn des 1.1.2020 gefahren. An Weihnachten galten zudem RMV-Tageskarten über die gesamten Feiertage.

Straßenbahn Wagenpark: Im Dezember wurde bei ST 14-Tw 0776 und SB 9-Bw 9439 die bisherige Entega-Vollwerbung durch eine aktualisierte Fassung ersetzt. Der Energieversorger wirbt nun auf beiden Bahnen mit Bäumen und Stromkabeln auf einem blauen Hintergrund.

ST 7-Tw 31 ist seit Mitte Dezember wegen Fristablauf vorerst abgestellt.

Neufahrzeuge: Anfang Januar wurde bekanntgegeben, daß Stadler Pankow die Ausschreibung zur Lieferung von zunächst 14 neuen Triebwagen (Baureihenbezeichnung in Darmstadt ST 15) im Wert von 62 Mio EUR gewonnen hat. Nach der überaus langen Ausschreibungs- und Abstimmungsphase sollen die Neuwagen nun ab Mitte 2022 in Betrieb gehen und damit die zehn ältesten Hochflurwagen (ST 12, Bj. 1990/91) ersetzen und den Wagenpark aufgrund der Netzausbauten und Taktverdichtungen von 48 auf 52 Triebwagen (+30 Beiwagen) erhöhen. Zusätzliche Kapazitäten entstehen, weil die Fahrzeuge eine Länge von 43 Metern haben und damit in etwa die Beförderungsleistung eines bisherigen Tw+Bw-Zugs erbringen. Damit wiederum können die Beiwagen besser auf die anderen Fahrzeuge verteilt werden.

Es besteht eine Option auf 30 weitere Triebwagen in zwei Losen. Damit sollen perspektivisch u. a. die ersten Nf-Tw (ST 13, Bj. 1998) abgelöst werden. Anders als ursprünglich vom Betrieb gefordert, handelt es sich bei den Fahrzeugen um eine Neukonstruktion, die aber auf klassischer Drehgestelltechnik basiert. Der fünfteilige Triebwagen hat drei längere Sektionen mit jeweils zwei Drehgestellen und zwei kurze schwebende Mittelteile. Insgesamt sollen 284 Personen Platz in der Bahn finden, bei 103 Sitzplätzen. In allen fünf Wagenteilen ist jeweils eine Doppeltür vorgesehen, der Endwagen hat zusätzlich noch eine Einfachtür am hinteren Ende. Stadler verspricht die barrierefreie Erreichbarkeit der Sitzplätze von den Türen aus. Über den tatsächlichen Niederfluranteil schweigen sich Hersteller und Verkehrsbetrieb noch aus. Die Mehrzweckabteile sollen sich an den gleichen Positionen befinden wie bei den bisherigen Fahrzeugen, um den Fahrgästen eine Umgewöhnung zu ersparen.

Betriebshofneubau: Beide Betriebshöfe, Böllenfalltor und Frankenstein, sind seit Jahren restlos belegt. Mit den Neufahrzeugen wird sich die Abstellsituation weiter verschärfen. Zudem ist die Hauptwerkstatt Böllenfalltor aus arbeitstechnischer Sicht auch nicht mehr auf der Höhe der Zeit, da alle Gleise nur als Stumpfgleise hinter der Wagenhalle angeordnet sind. Erweiterungsflächen sind keine mehr vorhanden. Im November 2019 wurde daher von der Stadt und der Heag der Vorschlag unterbreitet, auf "die grüne Wiese" zwischen den im Norden gelegenen Stadtteilen Arheilgen und Wixhausen zu ziehen. Dies sei mit mehreren Vorteilen verbunden. So könne der nördlichste Stadtteil Wixhausen dann auch mit der Straßenbahn angebunden werden, ebenso sei die angedachte Fläche nicht (für ebenfalls dringend benötigten) Wohnraum nutzbar, da zwischen Arheilgen und Wixhausen eine Abflugroute des Frankfurter Flughafens liegt und daher Siedlungsbeschränkungen bestehen. Umgekehrt könnte das Areal des Btf. Böllenfalltor für Wohnbebauung genutzt werden. Wie zu erwarten regt sich natürlich schon der erste Widerstand: Auf dem Areal seien seltene Tiere gesichtet worden, die nicht umgesiedelt werden dürften...

Interessanterweise zieht aber die größte Oppositionsfraktion (SPD) im Stadtparlament, sonst eher als Bremser für ÖPNV-Projekte bekannt, mit und hat nicht nur Haushaltsmittel für die Planung beantragt, sondern die Regierungskoalition hat diese beantragten Mittel sogar aufgestockt. Für die Machbarkeitsstudie einer Straßenbahnverlängerung von Arheilgen nach Wixhausen stehen nun 600.000 EUR bereit.

Neubaustrecke Lichtwiese: Seit dem 18.11.2019 wird offiziell an der gut 1 km langen Neubaustrecke gearbeitet. Der Spatenstich fand am 21.11. statt. Bis zur Winterpause wurden die ersten Bauabschnitte eingezäunt und die Trassenflächen eingeebnet. Seit dem 16.12. können die OL K und KU auch nicht mehr die Blockumfahrt um das Medien- und Hörsaalzentrum nutzen, die Endstation Lichtwiese wurde in eine Seitenstraße (Alarich-Weiß-Straße) verlegt und eine provisorische Wendeschleife eingerichtet.

Seit dem 6.1.2020 wird weitergearbeitet. Für den 9.1. sind Baumfällarbeiten in der Nieder-Ramstädter-Straße angekündigt, da hier das Gleisdreieck zum Anschluß an die Bestandsstrecke entsteht und die bisherige Hst. Hochschulstadion (SL 2, 9) 25 m weiter nach Norden rückt, was wiederum einen Versatz der parallelen Straße zur Folge hat. Der Bau des Gleisdreiecks selbst ist für die Sommerferien geplant.

Weitere Neubaustrecken: Viel Bewegung ist in den letzten Wochen in die Planung weiterer Strecken gekommen. Nachdem es jahrelang zwischen Stadt und dem Landkreis knirschte (und letzterer subtil, aber merkbar eher auf den Autoverkehr setzte), haben sich beide Akteure nun zusammengerauft, da Verkehrsprobleme nur gemeinsam lösbar sind und die Stadt keine weiteren Möglichkeiten hat, für "freie Fahrt" im Landkreis und durch das Stadtgebiet zu sorgen. Das Fazit eines Verkehrsgipfels: Neue ÖPNV-Strecken sind dringend geboten und die Planung kann nur gemeinsam erfolgen. Daher soll noch in diesem Frühjahr eine Planungs-GmbH gegründet werden, die diese Neubauprojekte entwickeln soll.

Neben diversen Vorschlägen im Eisenbahnbereich (einige davon sehr einfach umsetzbar, da sie nur eine Finanzierungsfrage beinhalten, wie ein durchgehender 30-min-Takt auf der Bahnstrecke Darmstadt-Dieburg-Aschaffenburg oder der erst vor einigen Jahren reaktivierten Stichstrecke nach Pfungstadt) sind bei der Straßenbahn im wesentlichen vier größere Projekte im Fokus:

  1. Die bereits oben genannte Verlängerung von Arheilgen nach Wixhausen,
  2. die Verlängerung der SL 9 in Griesheim zumindest an den Westrand; jetzt neu aber auch ein Gutachten zum Weiterbau in Richtung Riedstadt (vor Jahren als nicht förderfähig verworfen),
  3. eine Strecke in den Ostkreis nach Groß-Zimmern; vom Grundsatz und den Fahrgastzahlen dringend erforderlich, unter den derzeitigen Voraussetzungen aber nicht förderfähig, da durch den vergleichsweise guten Busverkehr die Steigerung der Fahrgastzahlen nicht reicht, den NKU-Faktor über 1 zu heben,
  4. eine Straßenbahnstrecke nach und durch das nordwestlich gelegene Weiterstadt.

(Die Verlängerung der SL 3 von der Lichtenbergschule durch das ehemalige Kasernengelände und ggf. eine Verknüpfung mit der Eberstädter Strecke wurde auf dem Gipfel nicht weiter betrachtet)

Die Straßenbahn nach Weiterstadt war vor Jahren schon einmal in Planung. Auch damals gab es mehrere Varianten. Letztlich hätte man sich seinerzeit auf die ungünstigste Version geeinigt, die südlich um den gesamten Weiterstädter Ortskern gefahren wäre, da eine innerstädtische Lösung am Einspruch der Nachbarstadt gescheitert wäre.

Inzwischen gibt es neue Machbarkeitsstudie, die grundsätzlich eine Förderfähigkeit feststellt und sich insbesondere die Stadt Weiterstadt aufgeschlossen zeigt. Eine Überschlagsrechnung geht von einem NKU-Faktor von etwa 1,27 aus, die Baukosten werden auf ca. 110 Mio EUR geschätzt.

Von den untersuchten Varianten ist die Führung durch den Ortskern diejenige mit den meisten Vorteilen, wenn sie auch baulich einige Stolpersteine im vergleichsweise engen Innenstadtbereich beinhaltet. Hier muß Weiterstadt eine Entscheidung treffen, wie sie sich die Führung innerhalb der Stadt vorstellt, denn ohne Beschränkungen des Individualverkehrs oder dem Wegfall von Parkplätzen wird die Vorzugsvariante nicht realisierbar sein. Alle Fraktionen in Weiterstadt, ausgenommen die SPD, sind aber gewillt, sich des Problems anzunehmen. Auch in Darmstadt stellt für die Führung durch die Waldkolonie die SPD vieles in Frage, wie üblich aber mit mehr Rhetorik denn mit realen Gegenargumenten.

Dies sind die verschiedenen Lösungen. Allen Varianten ist gemeinsam, daß sie ab Hauptbahnhof in Darmstadt zunächst durch die Waldkolonie nach Westen dem Dornheimer Weg, anschließend nach Norden der Michaelisstraße bis zum Darmstädter Stadtrand folgen (Hauptroute und Vorzugsvariante 4). Zu bemerken ist noch, daß sich nördlich des Dornheimer Wegs ein Kasernengelände der Bundeswehr befindet. Es soll aber künftig zivil genutzt werden und damit sind gegenüber der jetzigen OL F höhere Fahrgastzahlen zu erwarten.

Umbau Bessunger Straße: Für den barrierefreien Ausbau der Hst. Bessunger Straße (SL 1 und 6-8) stadteinwärts besteht Baurecht. Aufgrund der Platzsituation wandert die Haltestelle etwa 60 Meter nach Süden. Der begleitende Radweg wird über den angehobenen Bahnsteig geführt. Baubeginn ist 2021.

Betrieb: Im Rahmen des Busfahrerstreiks (s. u.) kam es am 21.11.2019 zu einem Solidaritätsstreik bei den Straßenbahnfahrern. Mit den nicht streikenden Mitarbeitern konnte ein Grundangebot gefahren werden: Die SL 1 fuhr alle 30 Minuten, SL 3 im 20-Min-Takt nur zwischen Schloß und Lichtenbergschule, SL 5 fuhr alle 30 Minuten, SL 8 alle 45 Minuten und die SL 9 alle 15 Minuten. Die SL 2, 4, 6 und 7 entfielen.

Bus Wagenpark: Für den Airliner wurden im Dezember zwei neue Setra S531DT-Doppeldecker-busse beschafft und mit den Nummern 298 und 299 in Betrieb genommen.

Betrieb: Vom 19.11.2019 bis zum 1.12.2020 wurde der Busbetrieb der Heag bestreikt. Die städtischen Buslinien, sowie die von der Heag betriebenen Überlandlinien entfielen.


Arbeitsgemeinschaft Historische HEAG-Fahrzeuge e. V.

Linie 24: An den vier Adventssamstagen zwischen 30.11. und 21.12.2019 war die SL 24 im Stundentakt zwischen Schloß, Hbf. und Lichtenbergschule im Einsatz. Am 30.11. und 21.12. war ST 3-Tw 57 mit SB 6-Bw 182 unterwegs, an den beiden mittleren Samstagen ST 7-Tw 25.


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19.03.2022