Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Straßenbahn Wagenpark: Mit Tw 22103 traf in der Nacht 11./12.2023 der dritte ST 15 in Darmstadt ein. In der zweiten Januarwoche fanden die ersten Fahrten der Neufahrzeuge aus eigener Kraft statt, zunächst nur im Bereich des für die Inbetriebnahme adaptierten Btf. Kranichstein, später meist im Bereich zwischen der Endstation Kranichstein und der Haard-Kleingartenanlage. Seit Anfang März finden die Fahrten vermehrt auch im regulären Netz statt. Der Tagespresse zufolge sollen bis Juni Testfahrten stattfinden und dann die Serienzulassung erfolgen. Der Fahrgasteinsatz wird für den Herbst angestrebt.

Im Januar 2023 hat ST 13-Tw 9873 eine neue Vollwerbung für die Ausbildung beim Farbenproduzent DAW erhalten.

Mit der Inbetriebnahme der neuen ST 15 stehen mehr und längere Triebwagen zur Verfügung. Nichtsdestotrotz bleiben die Niederflurbeiwagen der Serie SB 9 betriebsnotwendig. Allerdings haben sie mit dem Baujahr 1994 inzwischen auch fast 30 Jahre auf dem Buckel und weisen entsprechend altersbedingte Probleme auf, vom Thema Ersatzteilversorgung einmal ganz abgesehen. Mitte Januar 2023 hat die Heag daher die grundlegende Modernisierung von 15 der 30 Beiwagen ausgeschrieben, sowie zwei Optionen auf eine Erneuerung von je fünf weiteren Bw.

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Am 24.2.2023 ist ST 15-Tw 22102 im Bereich der Eissporthalle auf einer Probefahrt unterwegs in Richtung Kranichstein.

Neubaustrecke Ludwigshöhviertel: Mitte Januar startete das Anhörungsverfahren für die Planfeststellung zur Verlängerung der SL 3 mit der Offenlegung der Pläne. Bis Ende März können Einwendungen an das Regierungspräsidium Darmstadt gerichtet werden. Gegenüber der im letzten Heft beschriebenen Trassenführung gibt es keine wesentlichen Änderungen mehr. Wie zu erwarten, will sich Anfang März eine Bürgerinitiative "Waldverteidigung Bessungen Süd" gründen, die das Baugebiet Ludwigshöhviertel und den "zweigleisigen Ausbau der Straßenbahn" verhindern will. Ob sie damit so kurz vor dem Abschluss des Planungsprozesses noch in irgendeiner Form einen Erfolg haben wird, sei einmal dahingestellt und neue Argumente sind nicht zu erwarten.

Der Magistrat der Stadt Darmstadt hat einen Vorlaufbetrieb mit Bussen beschlossen. Mit der Fertigstellung der ersten Häuser im Ludwigshöhviertel im Juli 2024 soll die Siedlung vorerst und bis zur Inbetriebnahme der Straßenbahn mit Kleinbussen in einer Ringlinie bedient werden, die Anschluss an die SL 3 und 7 herstellt.

Weitere Neubaustrecken: Einige Projekte haben in den letzten Monaten wieder etwas an Fahrt aufgenommen. Dem Weiterstädter Stadtparlament wurden im Januar die neuesten Planungen für eine Straßenbahnverbindung zwischen Darmstadt und der nordwestlich gelegenen Stadt Weiterstadt vorgestellt. Gegenüber der noch 2019 bevorzugten Trasse über die Hochtanner Brücke im Stadtteil Riedbahn (siehe auch Variantenzeichnungen 1/20) spricht man sich wegen geänderter Rahmenbedingungen jetzt eher für eine Nutzung der ehemaligen Riedbahn und insbesondere deren Unterführung unter der A5 aus. Ebenso gibt es Überlegungen, auch die nördlich der Bahnstrecke Darmstadt-Mainz gelegenen Weiterstädter Ortsteile anzubinden, was in allen bisherigen Varianten wegen der Kosten und einer geeigneten Trassenführung für eine Bahnunterführung nicht enthalten war.

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Während die meisten Museumsfahrzeuge für den Umzug in die Halle in der Marburger Straße direkt im Btf. Frankenstein auf Tieflader geladen werden konnten, musste ST 10-Tw 7608 am 13.2.2023 erst von ST 13-Tw 9867 an die Hst. Messplatz geschleppt werden. Dort konnte er dann auf das Straßenfahrzeug umgesetzt werden. Am (durch die Bauarbeiten in Frankfurter Straße) derzeit unbenutzten Bahnsteig der Haltestelle ist links in Höhe der Zugmaschine eine der aus GFK gefertigten und testweise installierten Aufsatzrampen erkennbar, mit denen für Rollstuhlfahrer der Einstieg in die Straßenbahn weiter erleichtert werden soll.

Auch für die Verlängerung der Straßenbahn über den Ortsrand von Griesheim hinaus in die westlich gelegenen Nachbarkommunen Wolfskehlen und Goddelau gibt es neuen Schwung. Eine Machbarkeitsstudie hierzu befände sich aktuell in der Endbearbeitung und würde positiv ausfallen. Im nächsten Schritt müsse dann eine Nutzen-Kosten-Untersuchung folgen. Ende März soll die Studie vorgestellt werden. Betrieb: Seit dem 1.2.2023 sind die Wendefahrten der SEV-Linie 5E in Kranichstein im Bereich des Kranichsteiner Bahnhofs für Fahrgäste freigegeben, so dass direkt von den Bussen zu den Zügen umgestiegen werden kann.

An Fasching vom 17. bis 21.2.2023 waren die Nachtlinien täglich und nicht nur am Wochenende im Einsatz.


Arbeitsgemeinschaft Historische HEAG-Fahrzeuge e. V.

Museumsumzug: Nachdem der Btf. Kranichstein für die Inbetriebnahme der ST 15-Tw benötigt wird, mussten schon im vergangenen Jahr die dort untergebrachten Museumsfahrzeuge anderweitig untergebracht werden. Dafür hat der Verkehrsbetrieb eine Halle in der Marburger Straße nahe dem Messplatz und dem Nordbahnhof angemietet und umbauen lassen. Da sich die Umbauarbeiten verzögerten, wurden die nicht betriebsfähigen Museumswagen zunächst in den Btf. Frankenstein geschleppt und dort abgestellt.

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Am 21.2.2023 wurde ATw 11 als letztes Fahrzeug in die Halle in der Marburger Straße überführt. Zuerst wurde die Halle als Möbelhaus genutzt, später als Bowlingcenter, das während der Coronazeit in Insolvenz ging. Hinter dem Transport ist die Front des ex-Augsburger KSW-Tw 507 erkennbar.

Jetzt konnten sie in das neue Domizil umziehen. Da die Halle keinen Gleisanschluss hat, wurden die Bahnen an insgesamt sieben Tagen mit Tiefladern von Eberstadt in die Halle gefahren und dort auf extra verlegten Gleisjochen aufgestellt. Alle Zweiachser und 4x-Bw 154 konnten direkt im Btf. Frankenstein aufgeladen werden. Aufgrund der Länge von ST 10-Tw 7608 ist die Straßenausfahrt des Betriebshofs jedoch nicht für einen Tieflader mit den entsprechenden Dimensionen geeignet. Daher wurde der Tw am ersten Tag des Umzugs, 13.2.2023, zunächst von ST 13-Tw 9867 an die Hst. Messplatz der derzeit ungenutzten Kranichsteiner Strecke geschleppt. Dort erfolgte dann die Umsetzung auf den Straßentieflader, der am Abend die kurze Reise in die Marburger Straße antreten konnte. Insgesamt wurden folgende Fahrzeuge in die Halle gebracht: ST 2-Tw 37 und 49, ST 3-Tw 66 und 67, ST 4-Tw 74, ST 5-Tw 507 (ex Augsburg), SB 5-Bw 171, ST 6-ATw 11 und Tw 15, SB 6-Bw 182 und 202, SB 7-Bw 154 und ST 10-Tw 7608. Zusätzlich ist auch der Kabeltrommelwagen 517 überstellt worden. Nach der Aufstellung der Fahrzeuge müssen nun noch die Ausstellungs- und Bewirtungsbereiche wiederhergestellt und eingerichtet werden. Eine Öffnung des Museums für das Publikum wird für den Herbst angestrebt.

Wie lange die Halle genutzt wird, ist noch nicht abzusehen, da es nach wie vor keine tragfähigen Planungen für einen neuen Straßenbahnbetriebshof gibt und daher jeder Meter für die Regelfahrzeuge benötigt wird. Für die nicht in die Marburger Straße überstellten Museumswagen (u. a. ST 3-Tw 57, SB 3-Bw 132) ist, soweit sie nicht betriebsfähig sind, eine Wiederinbetriebnahme vorgesehen.


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18.02.2024