Neues von der Straßenbahn Darmstadt


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"Ruhe vor dem Sturm". Am letzten Betriebstag (24.7.2005) vor den Umbaumaßnahmen in der Innenstadt befährt ST 10-Tw 7606 mit SB 9-Bw 9440 noch die alten Gleisanlagen zwischen Schloß und Marktplatz. Das Areal ist bereits für die Bauarbeiten eingezäunt und an dieser Stelle wird die neue Hst. Schloß entstehen. Da während der Bauarbeiten der Btf. Böllenfalltor nicht erreichbar ist, wurden alle nicht für den Betrieb benötigten Fahrzeuge dorthin verbracht, darunter auch sämtliche Fahrzeuge der Serie ST 10. Dies wiederum hatte einen verstärkten Einsatz auf der SL 9 an den beiden letzten Betriebstagen zur Folge.

Straßenbahn Wagenpark: Wie bereits berichtet, werden 2007 18 weitere Triebwagen von LHB in Darmstadt eintreffen. Die dann als Bauserie ST 14 bezeichneten Fahrzeuge werden sich nur wenig von den bisherigen Nf-Tw der Serie ST 13 unterscheiden. Erstmals werden die Fahrzeuge eine Klimaanlage und eine mechanische Rampe für Rollstuhlfahrer erhalten und eine verbesserte Fahrgastinformation im Wageninneren.

Neue Vollwerbungen: ST 13-Tw 9872 erhielt im August Vollwerbung für die Studiengemeinschaft Darmstadt in roter Grundfarbe, ST 13-Tw 9873 ebenfalls im August in grüner Grundfarbe für die "Aktion Klima-Partner 2005"/Naturpur-Strom. Im Rahmen dieser Aktion schafft der Verkehrsbetrieb einen Ausgleich für die durch den Triebwagen (sowie drei Busse, die ebenfalls an der Aktion teilnehmen) verursachten Emissionen an Kohlendioxid in einem Betriebsjahr, u.a. durch den Einkauf entsprechender Mengen "umweltfreundlich" erzeugten Stroms oder der Beteiligung z.B. an einer Biogasanlage.

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Nur selten gelingt es, auf der Brücke der Neubaustrecke nach Kranichstein Zug und Straßenbahn gleichzeitig auf Papier zu bannen. Auch am 26.8.2005 war der Zug der Odenwaldbahn für die Aufnahme wieder ein paar Sekunden zu früh und entschwindet bereits Richtung Nordbahnhof als oben ST 13-Tw 9873 mit der neuen Vollwerbung für klimaneutralen Energieverbrauch Richtung Kranichstein eilt. Viele Gelegenheiten zum Fotografieren werden sich - zumindest mit DB-Triebfahrzeugen - nicht mehr ergeben, da ab dem Fahrplanwechsel im Dezember die VGF zusammen mit der Rurtalbahn den Betrieb auf der Odenwaldbahn mit Triebwagen der Bauart Itino übernimmt.

Baumaßnahmen Hauptbahnhof: Während der Bauarbeiten in der Innenstadt wurde der Gleisneubau am Hbf. weitgehend unterbrochen, nur die begleitenden Maßnahmen (z.B. Pflasterung) liefen weiter. Insgesamt konnten die neuen Gleise jedoch weitgehend fertiggestellt werden, darunter auch die neue Wendeschleife für die SL 3 und die Gleise in der Goebelstraße. Dort fehlt noch der Anschluß in Richtung Poststraße und die Weiterführung Richtung Bismarckstraße. Für die SL 1, 3 und 5 gilt damit weiterhin der Umleitungsfahrplan, lediglich die SL 3 wurde mit Beginn der Sommerferien wegen der Innenstadtarbeiten eingestellt und die Fahrten durch die Schleifenfahrt der SL 9 ersetzt. Am 24.8.2005 konnten immerhin die Busse von den provisorischen an die neuen Haltepositionen umziehen.

Baumaßnahmen Innenstadt: Mit Betriebsbeginn 25.7.2005 begann der Umbau der Gleisanlagen im Bereich Schloß/Marktplatz. Der Umbau wurde nötig, da einerseits die Gleise abgenutzt waren, andererseits die bisherige Hst. Schloß nicht mehr den Ansprüchen genügte und z.B. eine Verlängerung der Bahnsteige an gleicher Stelle aufgrund der Gleisanordnung nicht möglich war. Die Hst. zieht daher an den Marktplatz um und ähnlich wie am Hauptbahnhof werden getrennte Bahnsteige für Busse und Straßenbahnen geschaffen. Nach dem Umbau wird die Hst. Holzstraße entfallen. Mit dem Umbau wird auch die Fahrtrichtung der Schloßschleife umgedreht, was wiederum im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Bedarfshaltestelle für ein neues Kongreßzentrum steht. Wie üblich war vielen Darmstädter Ureinwohnern der Sinn der Umbaumaßnahmen verborgen geblieben (klassischer Kommentar: "Das hat doch schon immer so funktioniert") und auch von Seiten der CDU wurde in die gleiche Kerbe gehauen. Daß es eben nicht mehr funktioniert, zeigt ein recht einfacher Vergleich: Während vor z.B. 15 Jahren noch auf der SL 3 sechsachsige Triebwagen solo und auf der SL 9 allenfalls 6x-Tw mit 4x-Bw Standard waren, fährt die SL 3 inzwischen auch mit Beiwagen (oder Nf-Tw solo) und auf der SL 9 sind inzwischen auch lange Züge mit 8x-Tw und 4x-Bw im Einsatz. Zudem verkehren nahezu alle Buslinien in der Innenstadt mit Gelenkfahrzeugen, während dies früher nur auf den OL F und H üblich war.

Die Baumaßnahmen in der Innenstadt wurden ebenfalls dazu genutzt, die Gleise und Weichen im Bereich der Hst. Schulstraße zu erneuern, sowie einen Schienenbruch im Bereich der Holzstraße zu beseitigen.

Durch die Sperrung des gesamten Baustellenbereichs mußten z. T. weiträumige Umleitungen und Ersatzverkehre eingerichtet werden. Die SL 3 wurde eingestellt, die SL 9 verkehrte von Griesheim über Hbf. und Bismarckstraße zum Luisenplatz und über die Rheinstraße zurück nach Griesheim. Die Abschnitte zur Lichtenbergschule und zum Böllenfalltor wurden im SEV gefahren. Auch sämtliche städtische Buslinien, sowie der Überlandverkehr wurden über den City-Ring und Tunnel umgeleitet, was aufgrund der starken Verkehrsbelastung hier zu Verspätungen teilweise im zweistelligen Minutenbereich führte.

Wegen Verzögerungen bei zeitgleich durchgeführten Kanalbauarbeiten, sowie Lieferengpässen des Weichenwerks (trotz zugesagter Lieferfristen) werden die Bauarbeiten auch über das vorgesehene Ende hinaus bis vsl. 18.9.2005 andauern. So konnten bislang nur die Weichen für die neue Ausfahrt aus der Schloßschleife geliefert werden, im Bereich der neuen Schleifeneinfahrt wurden ersatzweise vorerst normale Gleisstücke eingesetzt. Hier wird es dann vsl. in den Herbstferien zu erneuten Baumaßnahmen kommen. Mit Beginn der Schulzeit ist daher geplant, auf den SEV-Linien 3 und 9 zumindest teilweise einen 5-Min-Takt einzurichten. Sobald möglich, sollen die beiden SL wieder verkehren, die neue Hst. Schloß wird aber noch bis zur Fertigstellung ohne Halt durchfahren, ersatzweise wird an der zur Schließung vorgesehenen Hst. Holzstraße gehalten. Für die OL F und H wird z. Zt. eine Fahrtmöglichkeit durch die Schloßschleife in Richtung Osten geschaffen, um den stauanfälligen Teil des City-Rings umgehen zu können.

Betrieb: Der ohnehin derzeit eingleisige Betrieb der SL 9 nach Griesheim wegen Brückenarbeiten mußte am 16.7.2005 eben wegen der Bauarbeiten an der Autobahnbrücke ganztägig eingestellt werden.

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Am Vormittag des 28.7.2005 wird der aus Wehmingen zurückgekehrte ST 4-Tw 74 im Btf. Frankenstein abgeladen.

Wegen Abriß einer Fußgängerbrücke, die zwei Werksteile der Fa. Merck verband, wurden die SL 7 und 8 am 19.8.2005 ab 20 Uhr bis Betriebsschluß am 20.8. nach Arheilgen auf Busse umgestellt. Da in der Innenstadt keine Wendemöglichkeit zur Verfügung stand, verkehrten die Bahnen ab Eberstadt über Hbf. und Bismarckstraße zum Luisenplatz und von dort auf dem regulären Weg zurück nach Eberstadt.

Wegen einer Radsportveranstaltung konnte am 4.9.2005 die SL 8 nicht nach Alsbach verkehren. Zwischen Eberstadt und Jugenheim wurde SEV gefahren, der Restabschnitt nach Alsbach konnte nicht bedient werden.


Arbeitsgemeinschaft Historische HEAG-Fahrzeuge e.V.

Tw 74 zurückgekehrt: Die Arbeitsgemeinschaft hat den ST 4-Tw 74 (Bj. 1929) aus dem Straßenbahnmuseum Wehmingen zurückgekauft. Er wurde dort am 27.7.2005 verladen und nach Darmstadt transportiert. Dort wurde er bei den anderen Museumswagen im Btf. Frankenstein abgestellt. Tw 74 wird den baugleichen Tw 71 ersetzen, der durch die langjährige Abstellung im Freien in einem Kindergarten so stark beschädigt wurde, daß der Wagenkasten nicht mehr zu retten ist. Da der Rückkauf und Transport aus Eigenmitteln des Vereins erfolgte und auch die anstehende Restaurierung des Fahrzeugs (und auch Bw 132, siehe Meldung unten) noch einiges an Geldmitteln verschlingen wird, bittet der Verein um Spenden: Konto 648353, BLZ 508 501 50 (Sparkasse Darmstadt).

Für leichte Unstimmigkeiten sorgte das Darmstädter Echo, dessen zuständiger Redakteur einen Zeitungsartikel zur Rückkehr veröffentlichte, der teilweise an eine Märchenstunde erinnerte und auch das HSM in schlechtem Licht darstellte. So wurde von Seiten des Redakteurs u. a. behauptet, daß der Stromabnehmer fehlen würde, obwohl er wenige Meter neben dem im Btf. Frankenstein abgeladenen Tw 74 lag.

Aufarbeitung Bw 132: Die Wiederinbetriebnahme des ehemaligen "Kinderbahn"-Bw 132 (SB 3, Bj. 1927) ist das neueste Projekt des Vereins. Im Btf. Böllenfalltor wurden Wagenkasten und Fahrgestell getrennt und mit der Aufarbeitung begonnen. Die Arbeitskraft der Vereinsmitglieder wird noch bis Jahresende durch einen "1 EUR-Job" unterstützt. Dadurch hofft man, den Beiwagen 2006 wieder betriebsbereit zu haben.


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24.10.2005 >